Vier Fragen an die neue Gesamtleitung

24.09.2018 CJD Braunschweig CJD Salzgitter CJD Wolfsburg « zur Übersicht

Der Juni diesen Jahres wird gewiss in der Geschichte des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland e.V. –nicht nur in Braunschweig- für immer eine besondere Rolle spielen. Die  Gesamtleiterin Ursula Hellert  verabschiedete sich nach erfolgreichen 41 Jahren CJD in den mehr als wohl verdienten Ruhestand. Mehr als wohlverdient auch deshalb, weil ihr unermüdliches Engagement bedeutendste Wegmarken in der Geschichte des gesamten CJDs  überhaupt erst möglich machten und machen.

Doch der Wechsel im Leitungsteam wurde mit Ihrer Unterstützung bereits vorher gestaltet: Kirk Chamberlain, zuvor Fachbereichsleiter Arbeit und Beschäftigung / Wohnen und Begleiten, übernahm ihren Posten als Gesamtleitung der CJD-Einrichtungen in Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg. Sein Büro befindet sich nicht  mehr in Salzgitter sondern am Standort Braunschweig. Zudem liegt der erste Sommer auf diesem relativ neuen Posten hinter ihm, eine gute Gelegenheit für einen Blick nach vorn.

Was sind die für Sie die besonderen Herausforderungen und Ziele für unseren Standort Niedersachsen Süd-Ost?

Neue Entwicklungen und Veränderungsbedarfe erkennen und erfolgreich umsetzen, gleichzeitig aber das Gute und Bewährte beibehalten, sind gleichermaßen spannende und herausfordernde Aufgaben, die uns die nächsten Jahre intensiv beschäftigen werden.

Im  für uns relevanten  Sozialen- und Bildungssektor gibt es aktuell und zukünftig weitreichende und umfangreiche neue Entwicklungen, die damit einhergehende notwendige Veränderungsprozesse und Chancen für uns bieten. Gleichzeitig sind wir im CJD selber als  Gesamtwerk dabei, uns strategisch stärker aufzustellen: Etwa durch die Gestaltung der Verbünde oder die Einführung eines einheitlichen Tarifwerkes.  

Hierbei gilt es, Innovationen zu fördern und diesbezügliche Prozesse auszubauen sowie neue Felder  für uns zu erschließen. Zugleich dürfen wir aber auch nicht alles Bestehende im Übermaß in Frage stellen. Hier die richtige Balance finden und vermitteln –das ist für mich aktuell und zukünftig sehr wesentlich. 

Wir müssen zudem auch unseren zukünftigen Mitarbeitern noch pro-aktiver vermitteln, wie toll es ist, ein Chancengeber zu sein. 

Wenn dies die generellen Herausforderungen sind, was betrifft vor allem unsere einzelnen Einrichtungen?

In Salzgitter ist es mit Sicherheit weiterhin das Thema Inklusion: Wir wollen Teil der  Gesellschaft sein und nicht außen vor.  Aber genau diese Teilhabe ergibt sich für die Teilnehmenden im CJD Salzgitter nicht von allein. Gemeinsam mit Politik und Wirtschaft muss dies im Sinne aller Beteiligten dauerhaft und möglichst minimal zugleich gestaltet werden.

Wolfsburg profitiert natürlich von der jungen Vergangenheit. Mit der Kita Wilde Wölfe oder dem erfolgreich etablierten  Internat des VFL sind neue Felder hinzugekommen. Zugleich existiert in Wolfsburg aktuell eine Arbeitslosenquote von 4,8 %  -da spricht auch die Wissenschaft schon von Vollbeschäftigung. Doch gelingt der Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt nicht immer von selbst. Gerade bei Langzeitarbeitslosen kann die heutige Zeit aber eine   Drucksituation erzeugen und Sucht- oder Depressionsthematiken befördern. Denn Arbeitslosigkeit ist in der Gesellschaft nicht mehr so alltäglich. Hier braucht es auch weiterhin innovative Programme der beruflichen Rehabilitation, die sich bspw. diesen relativ neuen Herausforderungen stellen.

In Braunschweig hat sich gerade in den letzten Jahren sehr viel getan –nicht nur dank des Quartiers. Zugleich müssen wir  gerade im schulischen Bereich weiterhin gute Gründe liefern und kommunizieren, die es rechtfertigen, dass Familien ihre Kinder auf unsere Schulen schicken und diesen Schulplatz auch direkt finanzieren. Dass wir etwa am Gymnasium beim Abitur in den letzten fünf Jahren immer dank oder trotz Zentralabitur rund 0,2 Notenpunkte unter dem Schnitt der Region Braunschweig lagen, ist mit Blick darauf bspw. etwas, was gerne so bleiben darf.

Was bleibt und was ändert sich?

Besonders im CJD Braunschweig aber auch für Salzgitter und Wolfsburg waren wir immer Pioniere: Die individuelle Begabungsförderung generell und Förderung von hoch begabten Schülern,  Qualitätsmanagement im sozialen Sektor, Inklusive Wohnformen, Internationale Bildung… auch dank der Unterstützung von Politik und Wirtschaft, Partnern wie der Richard Borek Unternehmensgruppe oder dem Unternehmen New Yorker  konnten wir Innovationen besonders früh und nachhaltig erfolgreich bei uns etablieren. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, dass dies so bleibt.

Die Zielerreichung ist natürlich eine andere, da sich ja strukturell und personell vieles geändert hat und noch ändert. Noch mehr als bei mir sind aber viele Leitungspositionen durch bereits lange Zeit in unseren Jugenddorfwerken beschäftigte Kollegen neu besetzt worden. Und wir konnten und können uns dadurch –und da möchte ich an dieser Stelle nicht nur Ursula Hellert sondern dem ganzen Kollegium nochmals explizit für die Unterstützung danken- sozusagen gegenseitig einarbeiten.

Welche Parallelen und Unterschiede sehen Sie denn in Ihrem relativ neuen Job?

Beruflich zog es mich Anfang 2005 nach England, wo ich über mehrjährige Stationen bei einer führendend Unternehmensberatung zuletzt als selbstständiger Unternehmensberater tätig war. Im Kern lagen meine Aufgaben darin,  Stadt und Kommunalverwaltungen bei der strategischen Zukunftsausrichtung Ihrer Sozialen Dienste zu beraten, Umstrukturierungsmaßnahmen zu entwickeln und auch umzusetzen. Zugleich bekam ich auch beruflich Einblicke in den schulischen Sektor in England. Dort gibt es neben den staatlichen Schulen einen traditionell  wesentlich  anerkannteren Privatschulsektor mit einer Vielzahl unterschiedlicher Schulformen.

Internationale Bildung  und Schule in freier Trägerschaft, Sozialpädagogik, die Gestaltung des Wandels im sozialen Sektor… alles Aspekte, mit denen ich mich schon immer gerne und auch beruflich beschäftigt habe. Nur bin ich jetzt auf der anderen Seite des Tisches, sozusagen aktiver Gestalter und näher dran am Menschen. Dass die Vielfalt als Gesamtleitung der  Einrichtungen in Salzgitter, Wolfsburg und Braunschweig noch größer ist als zuvor als Fachbereichsleiter Arbeit und Beschäftigung / Wohnen und Begleiten, macht es nur für mich noch reizvoller.